Joseph Mohr hatte den späteren Liedtext bereits 1816 in Mariapfarr im Salzburger Bezirk Lungau in Form eines Gedichts geschrieben (mit 6 Strophen).
Zu Heiligabend 1818 führten der Arnsdorfer Dorfschullehrer und Organist Franz Xaver Gruber (1787–1863) und der Hilfspfarrer Joseph Mohr (1792–1848) in der Schifferkirche St. Nikola in Oberndorf bei Salzburg das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ erstmals auf.
Das 1995 aufgefundene einzige „Stille Nacht!“-Autograph (handgeschriebene Niederschrift z.B. eines Dichters oder Komponisten) aus der Hand von Mohr weist den Schriftzug „Text von Joseph Mohr mpia Coadjutor 1816“ auf. Das Autograph entstand vor 1830 und seine Untersuchung legt nahe, dass sich die Datierung „1816“ auf den Zeitpunkt der Abfassung des Textes bezieht. Das Autograph Mohrs enthält weiter die Textzeile „Melodie von Fr: Xav: Gruber“ und brachte damit die endgültige Klärung in bezug auf die Urheberschaft der Komposition.
Das Autograph ist im Besitz des Salzburger Museumsvereines und befindet sich im Salzburg Museum.
Die Entstehung von „Stille Nacht!“ fällt in eine sehr schwere Zeit. Die Napoleonischen Kriege waren zu Ende gegangen und Europa hatte auf dem Wiener Kongress eine Neuordnung erfahren. Im Zuge dieser Ereignisse erfuhr das geistliche Fürstentum Salzburg, das seine Selbständigkeit verloren hatte, seine Säkularisierung. Ein Teil Salzburgs kam 1816 zu Bayern und der grössere Teil zu Österreich. Der Uraufführungsort von „Stille Nacht!“, Oberndorf b. Salzburg, wurde von seinem Stadtzentrum in Laufen getrennt (heute Bayern, Bundesrepublik Deutschland), da die Salzach zur Staatsgrenze wurde. Der Fluss bildete durch den Salztransport über Jahrhunderte die Grundlage für den Wohlstand in Laufen/Oberndorf. Schiffahrt, Schiffer, Schiffbauer, und damit der ganze Ort, gingen unsicheren Zeiten entgegen. In dieser Phase kam Mohr nach Oberndorf und blieb zwischen 1817 und 1819.
Sein voriger Dienstort Mariapfarr (1815-1817) hatte unter dem Abzug der bayerischen Besatzungstruppen zu leiden gehabt. Gerade aus diesen Zeitumständen heraus bekommt der Text der vierten Strophe von „Stille Nacht!“ besondere Bedeutung. Diese drückt grosse Friedenssehnsucht aus.
Die ursprüngliche Fassung des Liedes hatte sechs Strophen. Heute werden davon meist nur noch die 1., 2. und 6. Strophe gesungen. Das Lied wurde in mehr als 300 Sprachen und Dialekte übersetzt.
Stille Nacht, heilige Nacht!
(Originaltext)
1.
Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Alles schläft, Einsam wacht
Nur das traute heilige Paar.
Holder Knab‘ im lockigten Haar.
Schlafe in himmlischer Ruh!
Schlafe in himmlischer Ruh!
2.
Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Gottes Sohn, O! wie lacht
Lieb‘ aus deinem göttlichen Mund
Da schlägt uns die rettende Stund;
Jesus! in deiner Geburth!
Jesus! in deiner Geburth!
3.
Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Die der Welt Heil gebracht,
Aus des Himmels goldenen Höh’n
Uns der Gnaden Fülle lässt seh’n:
Jesum in Menschengestalt!
Jesum in Menschengestalt!
4.
Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Wo sich heut alle Macht
Väterlicher Liebe ergoss
Und als Bruder Huldvoll umschloss
Jesus die Völker der Welt!
Jesus die Völker der Welt!
5.
Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Lange schon uns bedacht,
Als der Herr vom Grimme befreyt,
In der Väter urgrauer Zeit
Aller Welt Schonung verhiess!
Aller Welt Schonung verhiess!
6.
Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Hirten erst kundgemacht
Durch der Engel „Hallelujah!“,
Tönt es laut bey Ferne und Nah:
„Jesus der Retter ist da!“
„Jesus der Retter ist da!“
Quellen:
⇒ Stille Nacht, heilige Nacht! – Wikipedia
⇒ Stille Nacht, heilige Nacht! – Geschichtliches