Gottesdienst zur ökumenischen Kampagne 2020
von Pfarrerin Kerstin Bonk, Reigoldswil
Was man braucht:
• Mindestens eine Person aus demselben Haushalt
• Eine Kerze
• Eine Bibel
• Ein Gesangbuch
Ein kleiner Tipp:
• Es fällt leichter, wenn man sich einen festen Zeitpunkt setzt.
• Zum Beispiel am Sonntagmorgen, zur normalen Gottesdienstzeit um 9.30 Uhr, im Vertrauen, dass dann auch andere dasselbe lesen, hören, singen, beten…
Alexandre Guilmant (1837-1911): Valet will ich dir geben
Gott ist die Quelle unseres Lebens
Jesus Christus hat unserem Leben eine Richtung gegeben.
Gottes Geist lässt uns immer wieder über uns hinauswachsen.
Amen
Gott aber, der Samen gibt zum Säen
und Brot zum Essen, der wird auch euch das Saatgut geben in reichem Masse
und die Frucht eurer Gerechtigkeit wachsen lassen.
Heisst es im 2. Brief an die Gemeinde in Korinth, 9,10. Von Samen und Saatgut ist da die Rede. Ein Thema, das die ökumenische Kampagne in diesem Jahr aufgreift und dem wir in diesem Gottesdienst nachgehen wollen. Saatgut ist wichtig für uns. Gutes Saatgut sichert unsere Ernährung, sichert unsere Zukunft und die Zukunft von unseren Kindern, von allen Kindern dieser Welt. Es ist wichtig, dass wir Sorge tragen zur Welt, zum Saatgut, zur Artenvielfalt, zu gefährdeten Kulturpflanzen, zu uralten Apfel- und Birnensorten, speziellen Gemüsesorten. Wir schauen darum heute auch darauf, wie wir Menschen zur Erde stehen, woher alles kommt und was unser Auftrag ist.
Lied 566, 1-2 Gott des Himmels und der Erde …
Gebet:
Treuer Gott,
wir können heute Morgen nicht zusammenkommen
jedenfalls nicht in der Kirche, in räumlicher Nähe.
Doch wir können uns über unsere Gebete und Gedanken verbinden.
Im Bewusstsein, dass wir zusammengehören und zusammentragen, was wir aus den vergangenen Tagen und Wochen mitbringen.
Manche suchen vor allem deine Nähe,
in einer Zeit, wo wir einander auf Abstand halten sollen:
Andere suchen Halt und Orientierung,
in diesen Tagen, dieser besonderen Lage, in der so viel Unsicherheit herrscht.
Manche suchen einfach ein wenig Normalität am Sonntagmorgen, dem Sonntagsritual, dem Eintauchen in deinen Kraftraum, der nicht an feste Orte gebunden ist.
Jede und jeder bringt sich da hinein, seine Fragen, Wünsche, Hoffnungen mit.
Wir bitten dich, sei bei uns.
Verbinde uns über alle Distanz hinweg.
Schenk uns das, was wir brauchen.
Amen
Lied 566, 5-6 Gott des Himmels und der Erde …
Liebe Gemeinde,
es ist wichtig und wir erleben es im Moment drängender als sonst:
Schutz fürs Leben, Schutz des Lebens.
Das gilt für jeden Menschen auf dieser Welt. Egal ob ganz nah in unserer Familie, unserer Nachbarschaft im Dorf oder weit weg in einem anderen Land oder sogar auf einem anderen Kontinent.
Schutz brauchen wir alle, darin sind wir gleich, egal wo wir leben, sei es im Süden oder Norden, im Osten oder Westen. In Demokratien oder Diktaturen, in Krisenzeiten oder in Friedenszeiten.
Und Schutz brauchen nicht nur wir Menschen, sondern auch unsere Welt und alles, was sie ausmacht. Das Klima, der Frieden, die Bildung, die Landwirtschaft. Alles gehört zusammen.
In der Bibel wird die Erde und der Schutz der Welt den Menschen in die Hände gelegt. Sie bekommen den Auftrag, sie zu gestalten, sich die Erde anzueignen und die feindlichen Kräfte zu beherrschen, damit Leben möglich ist und bleibt.
Seitdem diese Texte geschrieben wurden, sind mehr als 2000 Jahre vergangen. Die Menschheit und mit ihr die Forschung und Wissenschaft hat sich rasant weiterentwickelt.
Zwar gibt es immer noch Naturgewalten, die uns bedrohen, denen wir hilflos gegenüberstehen. Aber längst ist klar, dass manche dieser Naturgewalten auch von uns Menschen ausgelöst werden. Weil wir die Erde, die Natur zu sehr beherrschen und rücksichtslos ausbeuten. Weil wir zu wenig bedenken, dass auch unsere Kinder und Enkel noch eine gesunde Welt brauchen, um leben zu können.
Die ökumenische Kampagne lenkt unseren Blick in diesem Jahr auf die Landwirtschaft. Sie zeigt auf, wie wichtig der Schutz von kleinbäuerlichen Betrieben ist, wie wichtig der Schutz von Saatgut, der Schutz von Böden und Klima ist, damit die Menschheit und unsere Kinder eine gute Zukunft haben.
Das Plakat der diesjährigen Kampagne zeigt einen kleinen Maya-Jungen, der stolz einen Maiskolben in der Hand hält.
Für ihn und seine Familie im Hochland von Guatemala ist der Mais heilig. Er ist nicht nur Grundlage für die Ernährung, sondern hat auch eine religiöse Bedeutung. Nach der Vorstellung der Maya ist das Maiskorn beseelt, es kann fühlen, weinen, ruft die Gemeinschaft zusammen. Aus ihm sind die Menschen hervorgegangen. (So wie die Bibel erzählt, der Mensch sei aus dem Lehm, dem Ackerboden entstanden.)
Bis heute gibt es für die Maya viele Rituale und Normen rund um Aussaat und Ernte vom Mais. Dabei mischen sich heute christliche Inhalte mit indigenen. Biblische Mythen mit Mythen aus der Geschichte der Maya. Wichtig ist beidem die Beziehung zur Mutter Erde, zum Land und zum Saatgut.
Seit tausenden von Jahren bewahren und pflegen die Maya ihr Saatgut, geben ihr Wissen weiter von Generation zu Generation, und ehren so das Erbe ihrer Vorfahren. Saatgut wird getauscht und verkauft. Was sie aus der Ernte gewonnen haben, wird weiterverwendet. Überall auf der Welt geschieht das durch Kleinbauernfamilien, seit Generationen.
70% der Nahrungsmittel werden weltweit von diesen Familien produziert. Sie sorgen für Artenvielfalt, indem sie ihr Saatgut und Anbaumethoden kontinuierlich weiterentwickeln. So züchten sie robuste Sorten, die zu ihren Böden und dem veränderten Klima passen, die resistenter gegen Schädlinge und Trockenheit sind als industriell produziertes Saatgut. Die Vielfalt des Saatgutes sicherte die Ernährung.
Doch das soll sich nun ändern. Der Druck von Agrarkonzernen wächst stetig. Sie haben die Sorten vereinheitlicht und wollen nun ihr zertifiziertes und zum Teil gentechnisch verändertes Hochleistungs-saatgut verkaufen. Darum verlangen sie Saatgut- und Sortenschutzgesetze. Danach soll es den kleinbäuerlichen Familien verboten werden, ihr regionales Saatgut zu tauschen, zu verkaufen oder weiterzuwenden. Sie werden gezwungen nur noch das zertifizierte globale Saatgut der Konzerne zu kaufen. Dieses wird gleich mit dem dazugehörigen Dünger und Pestiziden verkauft. Wer eigenes regionales Saatgut verwendet, macht sich strafbar. 2012 liess z.B. die kolumbianische Regierung 70 Tonnen Reis öffentlich zerstören, weil die neu verabschiedeten Saatgutgesetze verletzt worden seien.
So werden die kleinbäuerlichen Betriebe zunehmend von den Saatgutlieferanten abhängig und verschulden sich. Die Artenvielfalt nimmt drastisch ab, das jahrtausendalte Wissen geht verloren, wird kaputt gemacht. ¾ der Saatgutvielfalt aus 10.000 Jahren Landwirtschaft ist inzwischen verlorengegangen.
Was als Sortenschutzgesetz daherkommt, zerstört die Existenzgrundlage vieler Familien. Doch es gibt Widerstand. Netzwerke, die sich für den Schutz der bäuerlichen Saatgutzüchtung einsetzen, für eine nachhaltige Landwirtschaft, die auf Vielfalt setzt statt auf Monokultur. Die Vereinten Nationen unterstützen seit 2008 diese Initiativen. Die Deklaration für die Rechte von Bauern und Bäuerinnen wurde angenommen. Das Recht auf Saatgut ist darin verankert. Auch die Schweiz hat dafür gestimmt.
Wir brauchen diesen Schutz der kleinbäuerlichen Betriebe, den Schutz ihres Wissens, ihres eigenen regionalen Saatgutes.
Hier auf dem Land wissen wir es vielleicht noch eher als in den Städten. Viele von uns bauen selber an, auch wir tauschen Saatgut, gewinnen Saatgut aus der Ernte vom Vorjahr. Manche bevorzugen die alten Sorten und schätzen den Unterschied z.B. zwischen den Hochleistungstomaten oder den Baselbieter Röteli. 90% der Sorten auf unseren Äckern sind bereits verschwunden. Welt weit decken nur noch 15 Pflanzen und 8 Tierarten unsere Ernährungsgrundlage. Das wird auch angesichts der Klimaveränderungen zu einem Problem und einer Gefahr für unsere Nahrungsmittelsicherheit. Pro Specie Rara macht seit langem darauf aufmerksam und pflegt die Vielfalt des Saatgutes.
Die Bibel betrachtet die Erde als gute Gabe Gottes. Sie beschreibt die Vielfalt an Pflanzen und Tieren, beschreibt den Einsatz, die Gestaltung der Erde durch den Menschen als gewollt, erwünscht. Dabei steckt sie aber auch den Rahmen ab. Die Erde gehört nicht den Menschen, sie gehört Gott, dem grossen Ganzen, der alles umspannenden Kraft. Und von dort her ist die Erde uns anvertraut, in die Hände gelegt, damit wir mit ihr verantwortungsbewusst umgehen, sie gut gestalten für uns und andere, heute, morgen und für kommende Generationen.
Dorothee Sölle, eine beeindruckende Theologin hat in Worte gefasst, was sie in Bezug auf die Erde glaubt, was ihr heilig ist.
Ich glaube an gottes gute schöpfung die erde
sie ist heilig, gestern heute und morgen
Taste sie nicht an
sie gehört nicht dir
und keinem konzern
wir besitzen sie nicht wie ein ding
das man kauft benutzt und wegwirft
sie gehört einem anderen
Was könnten wir von gott wissen
ohne sie – unsere mutter
wie könnten wir von gott reden
ohne die blumen die gott loben
ohne den wind und das wasser
die im rauschen von ihm erzählen
wie könnten wir gott lieben
ohne von unserer mutter
das hüten zu lernen und das bewahren
Ich glaube an gottes gute schöpfung die erde
sie ist für alle da nicht nur für die reichen
sie ist heilig
jedes einzelne blatt
das meer und das land
das licht und die finsternis
das geborenwerden und das sterben
alle singen das lied der erde
Lasst uns nicht einen tag leben
und sie vergessen
wir wollen ihren rhythmus bewahren
und ihr glück leuchten lassen
sie beschützen vor habsucht und herrschsucht
weil sie heilig ist
können wir suchtfrei werden
weil sie heilig ist
lernen wir das heilen
Ich glaube an gottes gute schöpfung die erde
sie ist heilig
gestern heute und morgen
Amen
Johann Ludwig Krebs oder Johann Gottfried Walther: Schmücke dich, o liebe Seele
Dank- und Fürbittengebet
https://www.zhref.ch/news/gebet-zum-tag-der-kranken
Ewiger Gott
am heutigen Tag legen wir Dir ganz besonders alle unsere Lieben und Bekannten ans Herz, die von einer Krankheit und von Gebrechlichkeit heimgesucht wurden.
Leg Deinen schützenden Mantel um sie.
Wir beten auch für die Gesunden, die mit beiden Beinen im Leben stehen.
Gib ihnen das Sensorium für die Bedürfnisse der kranken Menschen
und die Kraft, dort zu handeln, wo Menschen sie brauchen.
Wir beten für alle, die behandelnd, pflegend, begleitend an der Seite von Kranken stehen und dabei oft an die Grenzen ihrer eigenen Gesundheit gehen.
Stärke sie für die Herausforderungen, denen sie sich stellen.
Wir danken dir für sie alle!
Wir sind beunruhigt und besorgt wegen des Virus,
das sich in mehreren Ländern schnell ausbreitet
und nun auch unsere Behörden zum Handeln zwingt.
Es zeigt, wie fragil unsere Gesundheit und unsere dicht vernetzte Welt ist,
und wie schnell wir als Einzelne und als Gesellschaft bedroht sind.
Gib den Verantwortlichen in Regierungen,
Unternehmungen und nicht zuletzt Religionsgemeinschaften
die nötige Weisheit im Treffen der Entscheidungen,
und uns allen die nötige Besonnenheit.
Lass uns als Gesellschaft zusammenstehen und solidarisch bleiben.
Und schliesslich wollen wir nicht vergessen,
dass in vielen Ländern die Menschen Krankheiten viel ungeschützter ausgeliefert sind und kaum medizinische Einrichtungen haben, auf die sie zurückgreifen können.
Wir denken insbesondere an Menschen in Flüchtlingslagern und in Armut und Krieg.
Ihr Elend schreit zum Himmel und macht uns selber sprachlos.
Unser Gebet verbindet uns mit ihnen und erinnert uns,
dass ihr Elend uns nicht gleichgültig bleiben darf.
Ewiger Gott wir vertrauen uns Dir an
und bitten Dich im Namen Jesus Christi, dass Du uns hörst.
Unser Vater im Himmel,
geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen
Lied 835, 1-4 Gib uns Weisheit
Mitteilungen: Kollektenempfehlung
In der Ökumenischen Kampagne 2020 steht Saatgut im Mittelpunkt.
Bäuerliches Saatgut ist seit Jahrtausenden die Grundlage unserer Ernährung. Der Anbau von Nahrungsmitteln, die Auswahl und Pflege von Samen, und die Züchtungen von verbesserten Sorten ist alt hergebrachtes Wissen. Noch heute produziert die bäuerliche Landwirtschaft weltweit über 70 Prozent der Nahrungsmittel und ernährt so die Menschen.
Die Agrarindustrie will das ändern. Mit der Einführung von Patenten, sich verschärfenden Sortenschutz-Vorschriften und weiteren gesetzlichen Vorgaben will sie diese jahrtausendalte Logik zerstören, damit sie ihr teuer entwickeltes Saatgut vermarkten können.
Dagegen wehren sich die Bäuerinnen und Bauern in den Ländern des Südens zurecht. Sie wollen ihr eigenes, lokal angepasstes Saatgut weiter züchten, säen und tauschen können. Denn Saatgut heisst Leben und Leben darf nicht zum monopolisierten Gut einiger weniger internationaler Konzerne werden.
Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein unterstützen mit ihrer Arbeit die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern. Dies ist nur Dank Ihrer Spende möglich.
So setzen wir uns gemeinsam ein, „für eine Landwirtschaft, die unsere Zukunft sichert“.
Ihr herzlich verdankter Beitrag ist nicht nur christlicher Nächstenliebe geschuldet, sondern ebenso Ausdruck Ihres kirchen- und gesellschaftspolitischen Engagements in einer immer kleiner werdenden Welt mit immer grösseren Herausforderungen.
Lasst uns das in diesen Zeiten nicht vergessen.
Lied 842, 1-3 Jeder Schritt auf dieser Erde
Segen
Mit dem Lebensatem Gottes sei gesegnet
diese Erde und alles Leben und Wachsen auf ihr.
Mit dem Lebensatem Gottes seien gesegnet
alle Länder und Nationen
alles Leben und Wachsen in ihnen.
Mit dem Lebensatem Gottes sei gesegnet
die Gemeinschaft der Hoffenden
und alles Leben und Wachsen durch sie.
Das Pflügen, Säen, Pflanzen, Pflegen, Ernten,
die gerechte Teilgabe und der gemeinsame Tisch.
So segne uns Gott,
Vater und Mutter,
Bruder und Schwester
und die Heilige Geistkraft.
Amen
Pachelbel: Toccata in e-Moll (P762)
• Und jetzt noch Kirchenkaffee daheim
• und verbunden am Telefon mit einer anderen Person.