von Pfarrer Hans Bollinger, Ziefen
Als Vorbereitung
Herzlich willkommen zu diesem besonderen Gottesdienst, wie wir ihn seit dem 22. März über die elektronischen Medien anbieten.
Wann immer Sie sich diese Einkehr gönnen, nehmen Sie sich ein wenig Zeit für die Vorbereitung:
• richten Sie es sich gemütlich ein, und zünden Sie eine Kerze an
• stellen Sie sich gerne ein Glas Wasser, einen Tee oder Kaffee in Reichweite
• denken Sie an jene Menschen, die Ihnen nahe sind, mit denen Sie aber wegen des Notstands nicht zusammen sein können
• die Texte der Lieder sowie sämtliche Zitate aus den biblischen Büchern sind nachstehend abgedruckt
Wir wünschen Ihnen eine wohltuende Feier.
Karin Engelbrecht (Homepage), Jörg Rudin (Orgel) und Hans Bollinger (Pfarrer)
John A. Behnke: Wer nur den lieben Gott lässt walten
Grusswort/Begrüssung
Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, des Vaters, unseres Schöpfers, und im Namen von Jesus Christus, Gottes eingeborenem Sohn, und auch im Namen des Heiligen Geistes, Gottes Kraft, die bei uns Menschen auch hier und heute gegenwärtig ist. Amen.
Gott hat uns geboten: Aus der Finsternis leuchte Licht hervor. ER hat es in unseren Herzen Licht werden lassen, dass die Erkenntnis seiner Herrlichkeit in uns aufleuchte, die uns im Angesichte Christi erstrahlt.
Gott möge die Augen unserer Herzen erleuchten, damit wir sehen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind. Amen.
Liebe Leserin und lieber Leser
Ich freue mich, dass Sie auf diese besondere Weise gottesdienstlich an diesem ersten Sonntag im Mai 2020 dabei sind, wenn unsere Glocken läuten auf den Kirchtürmen und daran erinnern, dass Gottesdienstzeit ist. So feiern Sie mit vielen anderen zu Hause diese Liturgie, und alle sind wir im Geiste verbunden als 3K-Gemeinde im Vertrauen auf das Fundament, wie der Apostel Paulus im 1. Korintherbrief formuliert: Einen anderen Grund kann niemand legen, ausser dem, der gelegt ist und der heisst JESUS CHRISTUS.
Wir stehen am Anfang des Monats Mai nach sieben sehr speziellen Wochen, die uns alle sehr gefordert haben. Wir alle standen, fast von einem auf den anderen Tag, vor Herausforderungen, die unseren Alltag in Vielem stark geprägt haben. Sind wir in der sog. Risikogruppe, so sind es noch mehr Punkte, die zu berücksichtigen sind!
Vieles geht langsamer oder überhaupt nicht mehr. Der Verkehr auf den Strassen ist viel weniger geworden, der ÖV fährt mit grösseren Abständen, und am Himmel hat es kaum Flugzeuge – höre ich eines, ist mein Blick sofort himmelwärts gerichtet, um es zu orten. Alles ist damit auch viel ruhiger geworden. So muss es damals gewesen sein, vor 2000 Jahren, als die Menschen noch keine Motoren und Maschinen kannten, die ihnen das Leben erleichterten. Sie lebten ganz selbstverständlich in dieser Ruhe und erlebten den Alltag noch nicht als Stress, mit dem Blick dauernd auf die Uhr und die Liste, die noch selbentags zu erledigen ist.
Bei uns hat sich vieles verändert in den vergangenen Wochen. In den letzten Tagen hat sich die Natur von der schönsten Seite gezeigt. Da konnten wir eine Blütenpracht erkennen in verschiedensten Farben. Blumen, Bäume und die Wiesen sind in grosser Zahl bunt geworden und haben Herz und Seele gut getan, insbesondere, da die Blumenläden und Gärtnereien geschlossen werden mussten und wir auf den ersehnten Frühlingsstrauss schweren Herzens verzichten mussten.
Unser heutiger Sonntag – der dritte Sonntag nach Ostern – trägt den kirchlichen Namen: JUBILATE!! Ein Wort aus dem 66. Psalm. Für mich steht das Jubilate für das Staunen über das Erwachen der wunderbaren Schöpfung, die wir dieses Jahr wahrscheinlich ganz besonders wahrgenommen haben.
RG 557, 1-6 All Morgen ist ganz frisch und neu…
(Dichter: Johannes Zwick, Kirchenliederdichter und Reformator in Konstanz)
1. All Morgen ist ganz frisch und neu
des HERREN Gnad und grosse Treu;
sie hat kein End den langen Tag,
drauf jeder sich verlassen mag.
2. Drum steht der Himmel Lichter voll,
dass man zum Leben sehen soll,
und es mög schön geordnet sein
zu Ehren Gott, dem Schöpfer dein.
3. So hat der Leib der Augen Licht,
dass er dadurch viel Guts ausricht
und seh auf Gott zu aller Frist
und merk, wie ER so gnädig ist.
4. O GOTT, du schöner Morgenstern,
gib uns, was wir von DIR begehrn:
Zünd deine Lichter in uns an,
lass uns an Gnad kein‘ Mangel han.
5. Treib aus, o Licht, all Finsternis;
behüt uns, HERR, vor Ärgernis,
vor Blindheit und vor aller Schand
und reich uns Tag und Nacht dein Hand,
6. zu wandeln als am lichten Tag,
damit, was immer sich zutrag,
wir stehn im Glauben bis ans End
und bleiben von DIR ungetrennt.
Gebet
Lieber himmlischer Vater
Wir feiern am heutigen Sonntag Gottesdienst zu Hause in unseren Wohnungen in dieser sehr speziellen Zeit, die uns allen als Corona-Zeit in Erinnerung bleiben wird. Wir sind dankbar für Dein Licht und Deine Treue, wie wir vorhin besungen haben. Lass Dein Licht in uns leuchten und lass uns zuversichtlich in diesen Tag gehen mit der Hoffnung, dass wir auch in diesen schweren Tagen nicht alleine sind.
Wir staunen über das Erwachen des Frühlings. Dein Licht hat mit den wärmenden Sonnenstrahlen Knospen springen lassen und Samen zum Wachsen geweckt. Ein blühendes Wunder entfaltet sich vor unseren Augen, das sich in vielen Farben und Formen zeigt.
WIE WUNDERBAR SIND DEINE WERKE, HERR, ALLE HAST DU SIE IN WEISHEIT GESCHAFFEN, DIR SEI LOB UND EHRE!!
Wir danken für die vielen schönen und warmen und sonnigen Tage, die wir in diesen Frühlingstagen geniessen durften. Und wir danken aber auch für den segensreichen Regen, der die ausgetrocknete Erde wieder getränkt hat und Wachstum und Gedeihen schenkt.
DU lässest Gras sprossen für die Tiere und Gewächse für den Bedarf der Menschen, dass Brot aus der Erde hervorgehe und Wein, der des Menschen Herz erfreue, dass sein Antlitz erglänze von Oel und Brot das Herz des Menschen stärke.
(Psalm 104, 14f.)
Guter GOTT
Unser Lob und unser Dank gehört DIR für Dein Schöpfungswerk und damit für die unzähligen kleinen und grossen Wunder, die es täglich neu zu entdecken gilt. Das sind Geschenke für Herz und Seele, die zu bestaunen sind.
Amen.
W.A. Mozart: Air
Lesung
Matthäus 11, 25 – 30: Jesus, der Heiland der Geringen und Gedrückten
Zu jener Zeit begann Jesus und sprach: Ich preise Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass Du dies vor Weisen und Verständigen verborgen und es Unmündigen geoffenbart hast.
Ja, Vater, denn so ist es wohlgefällig gewesen vor Dir.
Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater, und den Vater erkennt niemand als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.
Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch Ruhe geben.
Nehmet mein Joch auf euch und lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.
Amen.
RG 537, 1.2.6 Geh aus, mein Herz, und suche Freud…
1. Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an Deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und Dir
sich ausgeschmücket haben,
sich ausgeschmücket haben.
2. Die Bäume stehen voller Laub,
das Erdreich decket seinen Staub
mit einem grünen Kleide;
Narzissus und die Tulipan,
die ziehen sich viel schöner an
als Salomonis Seide,
als Salomonis Seide.
6. Die unverdrossne Bienenschar
fliegt hin und her, sucht hier und da
die edle Honigspeise;
des süssen Weinstocks starker Saft
wirkt täglich neue Stärk und Kraft
in seinem schwachen Reise,
in seinem schwachen Reise.
Predigt zu Johannes 15, 1 – 8: Jesus, der wahre Weinstock…
Jesus sagt: Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Weingärtner. Jedes Schoss an mir, das nicht Frucht trägt, das nimmt ER weg, und jedes, das Frucht trägt, das reinigt ER, damit es mehr Frucht trage. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibet in mir, und ich bleibe in euch! Wie das Schoss nicht von sich aus Frucht tragen kann, wenn es nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Schosse. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der trägt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wenn jemand nicht in mir bleibt, wird er weggeworfen wie das Schoss und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so bittet, um was ihr wollt, und es wird euch zuteil werden. Dadurch ist mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht tragt und meine Jünger/innen werdet.
Amen.
Liebe Leserin und lieber Leser
Für den heutigen ersten Mai-Sonntag, dem 3. Mai 2020, und auch für die kommenden Sonntage finden Sie einen Gottesdienst auf unseren 3K-Homepages und können Lieder, Gebete, Musik, die Predigt direkt auf dem Bildschirm Ihres Computers lesen oder sie haben eine gedruckte Vorlage zur schriftlichen Lektüre bekommen. Auf diese Art sind wir als 3K-Gemeinde verbunden mit denselben Liedern, der gemeinsamen Lesung und der Predigt.
Als ich nach dem Thema Ausschau hielt, konsultierte ich das Losungsbüchlein der Herrnhuter-Brüdergemeinde und schlug diesen 3. Mai 2020 auf. Da steht als Predigtvorschlag eine Stelle aus dem Johannesevangelium: das bekannte Wort von Jesus: Ich bin der Weinstock und ihr seid die Schosse der Rebe.
Und wie ich diesen Vorschlag aus dem Herrnhut’schen Losungsbüchlein gelesen habe, ist mir dieser Moment wieder in den Sinn gekommen, als nach einer Vorlesung plötzlich der Professor vor mir stand mit einem kleinen Papier in der Hand und zu mir sagte: Er benötige einen Stellvertreter für einen Sonntagsgottesdienst in einer Landgemeinde. Jeder müsse einmal anfangen und seine erste Predigt halten. Das kam dann aber doch recht unerwartet plötzlich und konkret daher!! Auf dem Formular war schon alles ausgefüllt: Ort, Datum, Zeit und auch das Thema!! In solchen Momenten wünscht man sich, dass dies doch nur ein Traum sei und zum Glück nicht der Realität entspricht. Doch da stand schwarz auf weiss: Sonntag, im Juli 1980, in der reformierten Kirche St. Blasius in Ziefen: Gottesdienstbeginn um 9.30 Uhr zum Thema: „Jesus der Weinstock“. Das war nun nicht mehr Theorie, das war der erste Schritt in die Praxis, das erstemal auf die Kanzel! Das waren schwere Tage mit vielen Fragen! Eine Prüfung, die immer näher kam! Der besagte Termin lag am Anfang der Sommerferien, und ich hoffte noch, dass vielleicht alle in den Sommerferien weilen und vielleicht niemand zum Gottesdienst komme. Doch die Realität sah anders aus! Auch der langjährige Amtsbruder von Ziefen sass auf der Empore und hörte mit gespitztem Hörwerk zu und meinte dann lakonisch im Anschluss an diesen besagten Gottesdienst: Komm doch im Laufe der kommenden Woche einmal bei mir vorbei.
Ein weiteres Mal habe ich den Mut zusammengenommen und besuchte diesen erfahrenen und bekannten Mann. Ein freundlicher Empfang, ein gutes Gespräch bis zu dem Moment, als er zu mir sagte: „Jetzt gehen wir mal hinter’s Haus in den Rebberg und sehen uns die Sache an.“ Dass er Rebbauer war, wusste ich vom Hörensagen. Ich bekam eine erste Lektion „Rebbau“ verabreicht. Heute im Rückblick muss ich schmunzeln, dass ich selber Rebbauer geworden bin und grosse Freude habe an diesem besonderen Gewächs, das mit Erfahrung, Liebe und Geduld gehegt und gepflegt werden will. Ist das alles Zufall? Der Professor mit seinem Dienstauftrag, der Ort Ziefen während meiner Studienzeit, der Amtsbruder, der genau bei diesem Gottesdienst anwesend war und nun der heutige Predigttext, der diese erste Predigterfahrung aus der Erinnerung holte? Es gäbe keinen Zufall – das fällt einem zu, so die Erklärung des pensionierten Amtsbruders. Es wird einem zuteil = zugeteilt. In guter Freundschaft haben wir dann, selber als amtierender Pfarrer von Ziefen, viele gute Gespräche geführt, und ich lernte noch einiges aus seinem Erfahrungsschatz. Was ich damals predigte, weiss ich nicht mehr genau. Das Bild vom Weinstock hat mich aber als Student schon beeindruckt. Jesus hat sich hier mit dem edlen Rebstock, wie er es schön ausdrückt, verglichen. Er erklärt seinen Zuhörern, wie der Rebstock geschnitten und geformt werden muss. Der Schnitt und dann die dauernde Pflege sind das Wichtigste. Das Ziel jedes Rebbauern ist eine gute Ernte. Voraussetzung ist ein kräftiger Rebstock und daran die frischen und starken Schosse, die zu Trägern der Traubendolden werden. Die Pflege ist das Eine und das Glück das Andere. Es kann trocken sein, wie bei uns im vergangenen Monat und damit die Sorge, dass der Rebstock verdorrt. Oder es kann zu nass sein, dass Fäulnis entsteht, und da gibt es verschiedene Krankheiten, die den Rebstock befallen können. Ein Hagelwetter hat uns einmal innert Minuten die ganze Ernte zerschlagen und die Arbeit des ganzen Jahres vernichtet. Heute haben wir eine neue Herausforderung mit der KEF (= Kirschessigfliege), einem kleinen Tierchen, das ebenfalls eine ganze Ernte in kurzer Zeit ungeniessbar machen kann.
Die Geschichte des Rebbau geht bis in die Antike zurück:
Die weiten Gebiete südlich des Kaspischen Meeres und des Zwischenstromlandes (Euphrat, Tigris) bis zum Persischen Golf gelten als Entstehungszentren der Weinrebe (Kulturrebe – Vitis vinifera) und des Weinbaus. Schon 5000 v. Chr. lässt sich im Südkaukasus (heute Georgien), sowie in der vorderasiatischen Landschaft Sumer (heute südlicher Irak) erstmals der Anbau von Weinreben durch Menschenhand nachweisen. Der Weinbau breitete sich von dort im gesamten Nahen Osten aus, und etwa 1700 v. Chr. kultivierten auf Kreta die Minoer Edelreben. Griechische Kolonisten dürften im 7./6. Jhd. v. Chr. erstmals Rebstöcke nach Gallien (Massalia → Marseille) gebracht haben.
Ein alter Rebbauer aus unserem Dorf kam einst ins Pfarrhaus und schenkte mir zwei seiner selber gezogenen Reben. Sie wachsen noch heute als Spalier an der Ostwand des Pfarrhauses als Erinnerung an diesen originellen Winzer. Die guten Trauben haben schon manchen Gaumen erfreut und werden es hoffentlich auch dieses Jahr wieder tun, wenn die Geschichte mit dem Virus dann endgültig der Vergangenheit angehören darf. Für mich sind solche Rebstöcke immer wieder ein Wunder. Wenn im Herbst der „Lääset“ vorbei ist, die Trauben als Speise genossen oder als Traubensaft oder als Wein im Fass ihren Gärprozess durchlaufen und die Herbststürme die Rebstöcke zerzausen und nach dem Schneiden nur noch ein „Storz“ übrigbleibt, hat man das Gefühl, das kahle Holz sei tot. Dass im Frühling die Knospen treiben und zuerst zwei kleine Blättchen sich entfalten und dann nochmals zwei und sich daraus die Ranken bilden, wo später die Früchte reifen: ein Bauplan, ein Wunder zum Staunen, wie das Joachim Neander im Jahre 1680 in seinem liebevoll komponierten Lied beschrieben hat:
RG 530, 1-6 Himmel, Erde, Luft und Meer…
1. Himmel, Erde, Luft und Meer
zeugen von des Schöpfers Ehr.
Meine Seele, singe du
und bring auch dein Lob herzu.
2. Seht das grosse Sonnenlicht,
wie es durch die Wolken bricht.
Auch der Mond, der Sterne Pracht,
jauchzen Gott bei stiller Nacht.
3. Seht, wie Gott der Erde Ball
hat gezieret überall.
Wälder, Felder, jedes Tier
zeigen Gottes Finger hier.
4. Seht, wie fliegt der Vögel Schar
in den Lüften Paar bei Paar.
Donner, Blitz, Schnee, Regen, Wind
seines Willens Diener sind.
5. Seht der Wasserwellen Lauf,
wie sie steigen ab und auf.
Von der Quelle bis zum Meer
rauschen sie des Schöpfers Ehr.
6. Ach, mein Gott, wie wunderbar
nimmt dich meine Seele wahr.
Drücke stets in meinen Sinn,
was du bist und was ich bin.
Liebe Leserin und lieber Leser
Das Bild des Weinstocks ist eine Einladung damals wie heute. Der gütige Weingärtner (was für ein schöner Begriff!!) liebt seine Reben. Der wahre Weinstock, wie Jesus sich selbst beschreibt, ist der Hoffnungsträger im wahrsten Sinne des Wortes. Sind wir mit ihm verbunden, so pulsiert seine Kraft auch durch die Schosse, die frischen Ranken, wo zuerst die Blüten kerzengerade nach oben wachsen und sich dann drehen und als Ampel zu den Traubendolden entwickeln. Der Weingärtner (= Gott, der Schöpfer) pflegt seine Rebstöcke. Er „erzieht“ sie, indem er sie schneidet (d.h. die fruchttragenden Ranken befestigt, die anderen entfernt). Um aber Frucht bringen zu können, müssen wir mit dem Rebstock verbunden sein und bleiben, damit die Kraft bis zu den Früchten geleitet wird. So heisst es im Text: wie das Schoss nicht von sich aus Frucht tragen kann, wenn es nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.
Das ist die Verheissung, dazu sind wir eingeladen: Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so bittet, um was ihr wollt, und es wird euch zuteil werden. Gerade in dieser Zeit der vielen Herausforderungen dürfen wir aus dieser Verbindung neue Kraft, neuen Mut und neue Hoffnung tanken. Als die Losungen zusammengestellt wurden, wussten die Redaktoren noch nicht, dass in dieser Zeit ein Virus Angst und Sorgen, Mühsal und Entbehrung schaffen wird. Aber das Bild vom Weinstock ist doch ein starkes Bild, das uns zeigen will, dass wir auch in einer ausserordentlichen Lage mit der Kraftquelle verbunden sein dürfen, die uns diese Kraft schenkt und durch die Not führt. Der Apostel Paulus schrieb diese Botschaft nach Korinth mit den bekannten Worten: Denn einen anderen Grund kann niemand legen, ausser dem, der gelegt ist: Jesus Christus.
Bleiben wir verbunden mit dieser guten Kraft und erstarken wir auch in schweren Tagen, in allen Wetterlagen, so werden wir auch zu Fruchtträgern. Da erleben wir in diesen Tagen auch viel Gutes und Schönes, wenn liebevoll und kreativ diese Liebe und Güte in gelebter Solidarität zu den Kranken und Schwachen getragen wird. Vielleicht erinnern wir uns dann in ein paar Monaten an dieses Bild, wenn wir diese feinen und süssen Früchte geniessen dürfen und nach überstandenen Zeiten der Herausforderungen miteinander dankbar und in gutem Geiste mit einem Gläschen auf dieses wunderbare Geschenk anstossen dürfen.
Amen.
John Lennon: Because
Fürbittegebet
Lieber Schöpfergott
Wir haben zu Staunen in diesen Frühlingstagen! Wir staunen über die vielen wunderbaren Blüten und Formen in vielen Farben, die von der wärmenden Sonne geweckt worden sind und in grosser Pracht und Schönheit unsere Herzen erfreuen. Wir erkennen aber auch, dass diese, Deine Schöpfung, stark gefordert ist und manchmal sogar mit Füssen getreten wird. Das schmerzt. So bitten wir um Mut und Weisheit, in verantwortungsvoller Art und Weise in Deinem Garten und Rebberg zu wirken und zu spüren, dass Du uns ein wunderbares Geschenk bereitest, wo alle einkehren dürfen und alle sich stärken können und von Deiner Kraft kosten dürfen.
Lieber himmlischer Vater
Wir leben seit sieben Wochen in diesem ausserordentlichen Zustand und spüren wohl alle Verunsicherung und Angst. Wir spüren, wie zerbrechlich unsere „entwickelte“ Welt geworden ist. Ein kleiner Virus hat uns alle sehr herausgefordert. Unglaubliche Not und Trauer ist entstanden rings um unseren Globus. Viele Menschen sind gestorben oder schweben in Lebensgefahr, viele haben Angst, leiden unter dem Hausarrest und fühlen sich elend und leer. Auch hier bitten wir Dich um Deinen Trost und Deine Barmherzigkeit. Schenke uns immer wieder Zeichen der Zuversicht und der Hoffnung, dass wir, aus Deiner Kraft gespiesen, gesund werden dürfen an Leib und Seele.
Lieber Heiland
Wir hören von sehr schlimmen Nachrichten. Wir sind erschüttert von dem Leid, das viele getroffen hat. Wir denken an die Menschen in den Altersheimen, an die Menschen am Rande und Abgrund, die in Not und Armut durch diese Tage ihren Weg finden müssen, an die Kranken und Leidenden. Wir bitten Dich: sei Du ihnen nahe mit Deiner guten, starken und heilenden Kraft. Stärke auch alle die treuen Helfenden in den Heimen und Spitälern! Da wird Grossartiges geleistet. Auch alle die vielen guten Geister, die für ihre Mitmenschen einen Dienst erweisen, stellen wir unter Deinen Schutz und Segen.
Und mit den Worten Jesu bitten wir:
Unser Vater im Himmel
Geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
RG 349, 1-3 Segne und behüte uns…
(Dichter : Johannes Evangelista Gossner, 1825)
1. Segne und behüte uns
nach Deiner Güte.
Gott erheb Dein Angesicht
über uns und gib uns Licht.
2. Schenk uns Deinen Frieden
alle Tag hienieden,
gib uns Deinen Heilgen Geist,
der uns stets zu Christus weist.
3. Amen, Amen, Amen.
Ehre sei dem Namen
unsers Herren Jesus Christ,
der der Erst und Letzte ist.
Aaronitischer Segen
HERR, segne uns und behüte uns!
HERR, lass Dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig!
HERR, erhebe Dein Angesicht auf uns und schenke uns Deinen Frieden.
Amen.
Michael Schütz: Still Dancing