von Pfarrer Andreas Olbrich, Reigoldswil
Orgel: Heidy Müller
Als Vorbereitung
Herzlich willkommen zu diesem besonderen Gottesdienst, wie wir ihn seit dem 22. März über die elektronischen Medien anbieten.
Wann immer Sie sich diese Einkehr gönnen, nehmen Sie sich ein wenig Zeit für die Vorbereitung:
• richten Sie es sich gemütlich ein, und zünden Sie eine Kerze an
• stellen Sie sich gerne ein Glas Wasser, einen Tee oder Kaffee in Reichweite
• denken Sie an jene Menschen, die Ihnen nahe sind, mit denen Sie aber wegen des Notstands nicht zusammen sein können
• die Texte der Lieder sowie sämtliche Zitate aus den biblischen Büchern sind nachstehend abgedruckt
Wir wünschen Ihnen eine wohltuende Feier.
Dieterich Buxtehude: Passacaglia in d-moll, Teile 1-2
Grusswort
Im Namen Gottes, der den Platz wechselt.
Im Namen Jesu Christi, am Kreuz ermordet.
Im Namen heiliger Geistkraft, die den Schleier lüftet.
Amen.
Lied 30,1-3 Wie der Hirsch
1. Wie der Hirsch nach frischer Quelle
schreit mit lechzender Begier,
also schreit auch meine Seele
voll Verlangen, Gott, nach dir,
Nur nach dir, lebend’ger Gott,
dürstet sie in ihrer Not.
Ach, wann wird es doch geschehen,
dass ich kann dein Antlitz sehen?
2. Angstvoll muss des Nachts ich zagen,
Tränen sind mein täglich Brot,
wenn die Spötter zu mir sagen:
lass uns sehn, wo ist dein Gott?
Alsdann schütt ich aus mein Herz
Und gedenke voller Schmerz,
wie der Festgesang erschallte,
da zu deinem Haus ich wallte.
3. Was betrübst du dich, o Seele,
und bist banger Unruh voll?
Harr auf Gott, sei still und wähle
ihn zum Trost; er meint es wohl.
Hoff auf ihn mit Zuversicht.
Bald wirst du sein Angesicht
Leuchten sehn, ihn fröhlich preisen
Und ihm Lob und Dank erweisen.
Gebet
Treuer Gott,
im Moment ist alles anders.
Wir lesen uns die Gebete vor,
statt in der Kirche zu sitzen und zuzuhören.
Wir werden selber aktiv, lesen uns hinein.
Gott, wir bitten Dich,
komm uns nahe,
komm herein in unsere stillstehende,
verstörende Ruhe.
Komm herein in unseren ungewohnten,
Angst machenden Alltag.
Komm herein in unsere Zeit,
die die Vergänglichkeit vergessen hat.
Komm, Schöpfer Geist und belebe uns!
Eröffne uns einen neuen Blick,
eröffne uns deinen Blick auf uns Menschen.
Öffne uns für deine versöhnende Botschaft.
Amen.
Lied 30, 4-6 Wie der Hirsch
4. Wenn ich merk auf Gottes Güte,
die er jeden Tag mir zeigt,
so erhebt sich mein Gemüte,
wie die Last es auch gebeugt.
Oft lobpreis ich in der Nacht
Seine Liebe, seine Macht
Und ich bete nicht vergebens
Zu dem Gotte meines Lebens.
5. O mein Gott, mein Fels, wie lange
Komm ich nicht zu meiner Ruh?
Macht mit doch mein Feind so bange,
und du siehest immer zu.
Es zermalmet mein Gebein,
wenn die Spötter täglich schrein:
wo ist Gott, auf den du bauest,
dem du all dein Heil vertrauest?
6. Was betrübst du dich, o Seele,
und bist banger Unruh voll?
Harr auf Gott, sei still und wähle
Ihn zum Trost; er meint es wohl.
Hoff auf ihn mit Zuversicht.
Bald wirst du sein Angesicht
Leuchten sehn, ihn fröhlich preisen
Und ihm Lob und Dank erweisen.
Lesung
Als Lesung ein paar Geschichten von Jakob aus dem 1. Buch Mose:
Isaak aber betete zum HERRN für seine Frau, denn sie war unfruchtbar. Und der HERR liess sich von ihm erbitten, und seine Frau Rebekka wurde schwanger.
Aber die Kinder stiessen einander in ihrem Leib, und sie sagte: Wenn es so steht, wozu lebe ich noch? Und sie ging, um den HERRN zu befragen. Und der HERR sprach zu ihr: Zwei Völker sind in deinem Leib, und zwei Nationen werden sich aus deinem Schosse scheiden. Eine Nation wird der andern überlegen sein, und die ältere wird der jüngeren dienen.
Und es kam die Zeit, da sie gebären sollte, und sieh, da waren Zwillinge in ihrem Leib. Der Erste, der hervorkam, war rötlich, über und über mit Haaren bedeckt wie mit einem Fell, und man nannte ihn Esau. Danach kam sein Bruder hervor, und seine Hand hielt die Ferse Esaus fest, und man nannte ihn Jakob.
Isaak aber war sechzig Jahre alt, als sie geboren wurden. Und die Knaben wuchsen heran. Esau wurde ein Mann, der sich auf die Jagd verstand, ein Mann des freien Feldes. Jakob aber war ein gesitteter Mann, der bei den Zelten blieb. Isaak liebte Esau, weil er gern Wildbret ass. Rebekka aber liebte Jakob.
Einst kochte Jakob ein Gericht. Esau aber kam erschöpft vom Feld. Und Esau sprach zu Jakob: Lass mich doch schnell von dem Roten essen, von dem Roten da, denn ich bin ganz erschöpft. Darum nennt man ihn Edom. Jakob aber sprach: Verkaufe mir zuvor dein Erstgeburtsrecht. Esau sprach: Ach, ich sterbe fast vor Hunger. Was soll mir da die Erstgeburt? Jakob sprach: Zuerst schwörst du mir! Und er schwor ihm und verkaufte Jakob sein Erstgeburtsrecht. Da gab Jakob dem Esau Brot und Linsen. Der ass und trank, stand auf und ging davon. So gering achtete Esau das Erstgeburtsrecht. (25,21-34)
Die nächste Geschichte, nehme ich an, ist ziemlich bekannt. Auch darin entpuppt sich Jakob wieder als listiger Betrüger, diesmal unterstützt von seiner Mutter Rebekka. Gemeinsam täuschen sie den alt gewordenen und fast blind gewordenen Isaak und ergattern mit List und wieder mit guter Kochkunst den Segen für den Erstgeborenen, der doch eigentlich Esau zustand. (27,1-40)
Auch hier zeigt sich Jakob wieder als jemand, der vorprescht, der eifersüchtig nach dem Segen schielt und seine Position nicht aushält und sich vordrängelt. Diesmal hat er den Bogen überspannt und muss fliehen. Esau tobt und schwört Rache. Der Familienverband zerbricht. Jakob flieht. (27,41-45)
Bis hierhin erst einmal.
Lied 451,1-3 Holz auf Jesu Schulter
1. Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht,
ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht.
Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn,
ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.
2. Wollen wir Gott bitten, dass auf unsrer Fahrt
Friede unsre Herzen und die Welt bewahrt.
Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn,
ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.
3. Denn die Erde klagt uns an bei Tag und Nacht.
Doch der Himmel sagt uns: Alles ist vollbracht.
Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn,
ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.
Predigt
Als Text für die Predigt ist ein Stück aus dem 2. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth vorgeschlagen.
Da schreibt Paulus in Kapitel 5, 19-21:
Denn ich bin gewiss: Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich, indem er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnete und unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet hat. So treten wir nun als Gesandte Christi auf, denn durch uns lässt Gott seine Einladung ergehen. Wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Den, der von keiner Sünde wusste, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm zur Gerechtigkeit Gottes würden.
Kürzer gehts kaum, liebe Gemeinde: Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber. Wir sind aufgefordert, diese Einladung von Gott weiterzureichen: Lasst euch versöhnen mit Gott!
Kurz und knapp erzählt Paulus hier den Karfreitag und macht vor Ostern auch nicht Halt. Karfreitag und Ostern gehören zusammen und ergänzen einander, machen deutlich: das Eine ist nicht ohne das andere zu haben. Und ohne das Andere ist das Eine nur die halbe Wahrheit.
Beides mündet in die Bitte: Lasst euch versöhnen mit Gott!
Anschaulich wird Versöhnung immer in Geschichten. Wenn wir erzählen können, wenn wir die Theologie in Geschichten giessen. Oder wenn wir die Geschichten aufgreifen und weitertragen.
Jakob ist so einer, der versöhnt wird. Eine alte, aber eine gute Geschichte. Gerade haben sie davon gelesen.
Zuerst hören wir, wie es knirscht im Gebälk, wie es schon im Mutterleib hoch her geht und rumpelt und tritt.
Und dann wird bei der Geburt schon deutlich, wonach Jakob, der Zweitgeborene greift. Nach dem Platz des Ersten. Er macht ihm seine Position streitig. Er drängt sich nach vorne. Er verdrängt den Ersten, den Erstgeborenen: Esau. Jakob gibt sich nicht mit seinem Platz zufrieden. Er will mehr. Koste es, was es wolle.
Zu Anfang ist es billig zu haben: Für ein Linsengericht erwirbt er das Erstgeburtsrecht. Esau ist´s recht, Hauptsache, er hat was im Magen. Gutmütig lebt er neben seinem Bruder und erträgt dessen Ehrgeiz mit Geduld.
Aber dann wird´s dramatisch. Jakob greift tief in die Trickkiste und erschleicht sich den Segen des Erstgeborenen.
Eine unmögliche Tat, unverschämt und dreist, spielt sie mit dem Familienfrieden: Auf der einen Seite Mutter Rebekka und ihr Liebling Jakob, auf der anderen Seite der alte, hilflose Vater Isaak und der gutmütige, leicht trottelige Esau.
Mit dem Segen erschleicht sich Jakob das Wohlwollen Gottes. Esau geht leer aus, da der Vater nur einen Segen zur Verfügung hat.
Und hier ist jetzt endgültig Schluss: Jakob hat den Bogen überspannt. Die Sehne reisst. Wehrlos muss er die Segel streichen und flieht vor dem tobenden Esau. Der will ihn umbringen, nach den Tagen der Trauer um seinen Vater.
Jakob, fern der Heimat, hat Arbeit gefunden bei einem Onkel. Der hat zwei Töchter, Lea und Rahel. Jakob verliebt sich in Lea und bittet um ihre Hand.
Dann erlebt er am eigenen Leib, was es heisst, betrogen zu werden. Unter dem Schleier seiner Braut steckt Rahel. Laban hat ihn versetzt.
Hier schon merkt Jakob, was es bedeutet, betrogen zu werden. Aber er braucht noch eine ganze Weile. Sieben Jahre muss er noch einmal um Lea dienen. Dann ist sie die Seine.
Der Segen Gottes wirkt und Jakob wird reich. Zu seinem Glück fehlt allerdings noch etwas.
Und er macht sich auf – zurück in die Heimat. Zurück, um seinem Bruder Esau vor die Augen zu treten.
Am Fluss Jabbok macht er Pause und bereitet sich auf die anstehende Begegnung mit seinem Bruder vor.
Ein fettes Geschenk, das Jakob von seinen Herden – von seinem Segen – nimmt, soll Esau versöhnlich stimmen. Den Boten, die dieses Geschenk überbringen, sollen ausrichten lassen: Sieh doch, dein Knecht Jakob ist hinter uns. Er hat gesagt: Ich will sein Angesicht (Esau) versöhnen durch eine Gabe, die vor meinem Angesicht (vor mir) her geht.
Und danach werde ich sein Angesicht (Esau) sehen, vielleicht wird er mein Angesicht (mich) hochheben. So zog die Gabe vor seinem Angesicht (Jakob) her.
Und dann folgt jene rätselhafte Episode in der Nacht, wo Jakob wohl gegen Gott kämpft. Sie ringen miteinander, die ganze Nacht. (Vielleicht ringt Jakob auch nur mit sich selber.)
Am Ende jedenfalls ist es ausgeglichen. Niemand kann sein Gegenüber bezwingen. Als schon der Morgen aufzieht, hat Gott es eilig und will, dass Jakob ihn freigibt.
Jakob erringt ihm den Segen ab mit den Worten: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.
Darauf fragt Gott ihn: Wie ist dein Name?
Mit dieser schlichten Frage steht Jakobs ganzes Leben infrage. Zu Recht heisst du Jakob, hatte Esau geflucht. Der, der ständig nach dem greift, was anderen gehört und es sich aneignet: Ein Dieb, ein Heuchler, ein Betrüger. Einer, der das Vertrauen seines Vaters und seines Bruders missbraucht. Einer, dem man nicht mehr trauen kann.
Ebendies muss Jakob nun endlich einsehen und selbst aussprechen. Jakob, gesteht er. Jakob, das ist mein Name, und ich weiss, wofür er steht.
Aber Gott nagelt Jakob jetzt nicht auf das fest, was er gemacht hat und versetzt ihm den Todesstoss.
Gott spricht vielmehr die erlösenden Worte: Jakob sollst du nicht mehr heissen, sondern Israel: Israel, der Aufrechte, der Gotteskämpfer. Aus Jakob, dem Betrüger, wird Israel, der Gottesstreiter: der Mann, der sich den Segen nicht mehr mit miesen Tricks erschleicht, sondern gleichsam mit offenem Visier darum ringt.
Damit hat Jakobs Weg sein erstes Ziel erreicht. Geläutert geht er aus der Krise hervor. Gott selbst nennt ihn Israel, Gott selbst hat ihn erlöst und versöhnt.
Und nun folgt die Kehrseite der Medaille, der folgerichtige, zweite Teil der Erlösung und Versöhnungsgeschichte.
Jakob, den Gott mit sich versöhnt hat und der die erlösenden Worte gehört hat, Jakob sucht nun die Versöhnung mit dem, den er betrogen hat. Am Tag muss sich sozusagen bewähren, was in der Nacht begonnen hat.
Und tatsächlich hat die Versöhnung mit Gott ein wichtiges Nachspiel: Jakob versöhnt sich mit seinem Bruder Esau. Hinkend, aber aufrecht, tritt er ihm entgegen und bittet um Vergebung. Siebenmal wirft er sich auf die Erde vor Esau und verkehrt damit den Sterbesegen des Vaters, um den er seinen Bruder betrogen hatte, in sein Gegenteil: Du sollst Herr sein über deine Brüder und deiner Mutter Söhne sollen dir zu Füssen fallen. Diesen Segen hatte Isaak Esau zugedacht. Jakob hatte ihn erschlichen und gibt ihn symbolisch an Esau zurück.
Dass Esau nun, berührt und bewegt, Herz zeigt, kommt für Jakob und für uns Zuhörende mehr als überraschend.
Jakob deutet am Ende die Versöhnung mit Esau im Licht seiner Begegnung mit Gott: Esau, ich habe dein Angesicht, gesehen, wie man das Angesicht Gottes sieht – und du hast mich freundlich angesehen.
Versöhnung, eine lange, anstrengende, eine vom Scheitern durchzogene Geschichte. Eine Geschichte, die Fahrt aufnimmt im Angesicht Gottes. Wenn er sich uns an die Seite stellt und zur Versöhnung hilft.
Dann ist das immer noch kein Selbstläufer, dann zieht sich die Geschichte hin durch Nacht und durch Tag, durch Selbsterkenntnis, vor die man am liebsten Reissaus nähme und durch geschenktes Vertrauen.
Eine ergreifende und berührende Geschichte. Brandaktuell, Not wendend und unverzichtbar.
Greifen wir sie auf, führen wir sie weiter, auch in der heutigen Zeit:
Indem wir nicht dicht machen, sondern uns öffnen für Bedürfnisse und Not. Hier vor unserer Haustür. Ganz konkret jetzt.
Versöhnung mit den Geschwistern vor der eigenen Haustür, in den Familien, Streit und Zwist ins Auge nehmend.
Jetzt ist eine gute Zeit, eine aussergewöhnliche Zeit. Vielleicht nutzen wir sie. Vielleicht bleiben die Geschichten aber auch unversöhnlich nebeneinander stehen. Auch das ist möglich. Dann gebe Gott Kraft, das zu tragen und zu leben.
Versöhnung geschieht aber nicht nur hier, sondern auch Versöhnung ist auch nötig mit den Geschwistern aus der ganzen Welt, aus der Menschheitsfamilie. Den Segen Gottes teilen, genug zum Leben haben und vom Überfluss abgeben.
Die Evangelische Kirche der Schweiz ruft dazu auf, für die Menschen im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos zu spenden, als erste Nothilfe: https://www.ref.ch/news/eks-startet-spendenaufruf-fuer-fluechtlinge-auf-lesbos/
In den überfüllten Flüchtlingslagern auf Lesbos ist aber weitere Hilfe nötig. Im Flüchtlingslager leben über 20000 Menschen. Für 3000 ist es eingerichtet. Bevor dort das Coronavirus ausbricht, gilt es zu handeln. Wir können die Schweiz auffordern, Flüchtlinge aus Lesbos aufzunehmen (Petition siehe: https://act.campax.org/petitions/die-schweiz-muss-handeln-jetzt-kriegsfluchtlinge-aufnehmen).
Und uns informieren: Wie sieht es derzeit aus an der Grenze der Türkei zu Griechenland, im Libanon (Einblick in das Leben im Flüchtlingslager Shatila: https://www.youtube.com/watch?v=W7qNBUYWbBc )
Versöhnlich könnte auch sein, wenn wir nicht vergessen und uns auch im Herbst noch dafür einsetzen, dass Pflegepersonal in Spitälern, in Pflegeheimen, in der häuslichen Betreuung, und, und, und, einen vernünftigen Lohn erhalten.
Erinnern wir an die Geschichte Gottes mit Jakob, an seinen versöhnenden Blick, an seinen Leben spendenden Blick, an seine Liebe, die durch die Nacht in den Tag mündet, die aber auch in der Nacht ausharrt, die Leiden wandelt, aber auch das Leiden in den Blick nimmt und mitträgt.
Erinnern wir und lassen uns anrühren von Gott, der uns versöhnt hat.
Amen.
Domenico Zipoli: All’elevazione No. 1
Fürbitten-Gebet:
Versöhnender Gott,
du bist hinabgestiegen in das Dunkel der Erde, hast dich hineingegeben in die Leiden und die Schmerzen der Menschen. Hast alles ertragen, hast dich hingegeben bis in den Tod, damit das ein für allemal aufhört, damit die Menschen sich mit dir und untereinander versöhnen, damit Frieden und Gerechtigkeit einziehen.
Dafür danken wir dir von ganzem Herzen.
Gott, wir bitten Dich:
Hilf zur Versöhnung, hilf, dass Menschen aufeinander zugehen und deine versöhnende Kraft aufgreifen und sich versöhnen. Schenke dazu Mut und Kraft, Ausdauer und Geduld.
Gott, wir bitten Dich:
Hilf den Menschen, die verletzt worden sind, die unendlich gelitten haben, die um ihr Leben gekämpft haben, die trotz Hass und Gewalt und Missbrauch überlebt haben, ihr Leben gerettet haben: Sei bei ihnen und stärke sie. Lass sie Hilfe erfahren, die ihr Leid ernst nimmt und aushält. Schenke ihnen Ohren, die zuhören und Hände, die sie unterstützen. Schenke in die Unversöhntheit hinein den Opfern Kraft und Mut, ihr Leben in die Hand zu nehmen.
Gott, wir bitten Dich:
Sei du bei den Menschen heute, bei denen die krank und einsam, bei denen, die in Ängsten leben, bei denen, die bald nicht mehr genug haben, die nicht mehr weiterwissen.
Sei du bei denen, die bedroht sind, von Hass und Gewalt, von Krieg und Missbrauch, von Ausbeutung und Armut.
Gott, in der Stille bringen wir vor dich, was uns noch bewegt.
– S T I L L E –
Wir beten mit den Worten deines Sohnes:
Unser Vater im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Lied 456, 1-3 Korn, das in die Erde
1. Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
2. Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,
wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
3. Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,
unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn –
hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Lied 169, Christus, dein Licht (dreimal)
Christus, dein Licht verklärt unsre Schatten,
lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht.
Christus, dein Licht erstrahlt auf der Erde,
und du sagst uns: auch ihr seid das Licht.
Segen
Der Segen Gottes für Euch:
Gott segne dich und behüte dich.
Gott lasse sein Angesicht leuchten und sei dir gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht und gebe dir Frieden.
Amen.
Dieterich Buxtehude: Passacaglia in d-moll, Teile 3-4