Von Pfarrer Hans Bollinger, Ziefen
Als Vorbereitung
Herzlich willkommen zu diesem besonderen Gottesdienst, wie wir ihn seit dem
22. März über die elektronischen Medien anbieten.
Wann immer Sie sich diese Einkehr gönnen, nehmen Sie sich ein wenig Zeit für die Vorbereitung:
• richten Sie es sich gemütlich ein, und zünden Sie eine Kerze an
• stellen Sie sich gerne ein Glas Wasser, einen Tee oder Kaffee in Reichweite
• denken Sie an jene Menschen, die Ihnen nahe sind, mit denen Sie aber wegen des Notstands nicht zusammen sein können
• die Texte der Lieder sowie sämtliche Zitate aus den biblischen Büchern sind nachstehend abgedruckt
Wir wünschen Ihnen eine wohltuende Feier.
Karin Engelbrecht (Homepage), Jörg Rudin (Orgel), Urs Sperisen (Flöte/Violine) und Hans Bollinger (Pfarrer)
André Campra: Rigaudon
Grusswort und Begrüssung
Die güldne Sonne voll Freud und Wonne bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen
ein herzerquickendes, liebliches Licht. Mein Haupt und Glieder, die lagen darnieder;
aber nun steh ich, bin munter und fröhlich, schaue den Himmel mit meinem Gesicht.
(Reformiertes Gesangbuch Nr. 571, 1)
Liebe ZuhörerInnen und liebe LeserInnen
Herzlich willkommen zu diesem digitalen Gottesdienst an diesem Sonntag zu Beginn der grossen und lang ersehnten Sommerferien. Endlich Ferien nach diesen besonderen Wochen und Monaten der belasteten Zeit der Verbote und Einschränkungen. Und es tut Herz und Seele gut, dass sich die Sonne zeigt. Der Verfasser des bekannten und wunderbaren Morgenliedes, Paul Gerhardt, hat sein Empfinden in das schöne Morgenlied gekleidet: Die güldne Sonne bringt uns ein herzerquickendes, liebliches Licht.
Wir können diesen Gottesdienst wieder hören mit dem Computer oder in gedruckter Form lesen. So feiern wir zu Hause und doch gemeinsam mit einem Wort aus der Bibel, in Predigt und Lesung, mit Musikmelodien und Liedern aus dem Gesangbuch, begleitet von Jörg Rudin an der Ziefner Orgel, und begleitet wird er von seinem Freund Urs Sperisen mit der Flöte.
Nach kirchlicher Zählung ist heute der dritte Sonntag nach Trinitatis und der zweite Sommersonntag nach dem astronomischen Kalendarium. Wir hören heute auf ein Wort aus dem 8. Psalm von König David, wo es heisst: HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist Dein Name in allen Landen. Ps 8, 1
Lied 571, 1-3 Die güldne Sonne voll Freud und Wonne
1. Die güldne Sonne voll Freud und Wonne
bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen
ein herzerquickendes, liebliches Licht.
Mein Haupt und Glieder, die lagen darnieder;
aber nun steh ich, bin munter und fröhlich,
schaue den Himmel mit meinem Gesicht.
2. Mein Auge schauet, was Gott gebauet
zu seinen Ehren und uns zu lehren,
wie sein Vermögen sei mächtig und gross
und wo die Frommen dann sollen hinkommen,
wann sie mit Frieden von hinnen geschieden
aus dieser Erde vergänglichem Schoss.
3. Lasset uns singen, dem Schöpfer bringen
Güter und Gaben; was wir nur haben,
alles sei Gotte zum Opfer gesetzt.
Die besten Güter sind unsre Gemüter;
vor ihn zu treten mit Danken und Beten,
das ist ein Opfer, dran er sich ergötzt.
Eingangsgebet
GROSSER GOTT
Wir preisen deinen Namen, der über deiner Schöpfung ertönt als Lob und als Dank. Wir staunen über die Pracht und Vielfalt des Geschaffenen. Wir freuen uns an der Schönheit der Blumen, zahlreich an Formen und Farben. Wir danken für die Nahrung für uns Menschen und auch für das Gras der Tiere. Wir alle dürfen uns stärken und ernähren, dürfen geniessen und wollen dabei das DANKEN nicht vergessen.
HERR, DU HIMMLISCHER VATER
Du schenkst uns alle Tage dein neues Licht. Licht, das Leben ermöglicht, Licht das wärmt und erhellt. Du hast es Licht werden lassen in deiner wunderbaren Schöpfung und du hast es auch in unseren Herzen Licht werden lassen, dass wir tief erfreut mit dem Psalmisten singen dürfen: Besingen will ich deine Hoheit über dem Himmel mit dem Munde des Unmündigen und Säuglings.
LIEBER VATER
Wir danken dir, dass wir in deinem Garten zu Hause sein dürfen und von deiner Gnade leben dürfen. Wir leben von deinem WORT: es soll uns stärken, wo nötig trösten, wo Freude jubilieren und wo verletzt, heilen. Die güldne Sonne als Zeichen deiner grossen und herzerquickenden Liebe.
Amen.
Traditional (GB): Linnen Hall
Lesung
Psalm 8, 1 – 10: Weltall und Mensch als Zeugen von Gottes Herrlichkeit
Ein Psalm Davids.
HERR, unser HERRSCHER, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!
Besingen will ich deine Hoheit über dem Himmel mit dem Munde des Unmündigen und Säuglings.
Eine Feste hast du dir gegründet um deiner Widersacher willen, dass du zum Schweigen bringest den Feind und den Rachgierigen.
Wenn ich schaue deine Himmel, das Werk deiner Finger, den Mond und die Sterne,
die du hingesetzt hast:
Was ist doch der Mensch, dass du seiner gedenkst? Und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du machtest ihn wenig geringer als Engel, mit Ehre und Hoheit kröntest du ihn.
Du setztest ihn zum Herrscher über das Werk deiner Hände, alles hast du ihm unter die Füsse gelegt:
Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die Tiere des Feldes, die Vögel des Himmels, die Fische im Meere, was da die Pfade der Fluten durchzieht.
HERR, UNSER HERRSCHER,
wie herrlich ist dein Name in allen Landen.
Amen.
Lied 537, 1-3 Geh aus, mein Herz und suche Freud (Paul Gerhardt 1653)
1. Geh aus , mein Herz und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben,
sich ausgeschmücket haben.
2. Die Bäume stehen voller Laub,
das Erdreich decket seinen Staub
mit einem grünen Kleide;
Narzissus und die Tulipan,
die ziehen sich viel schöner an
als Salomonis Seide,
als Salomonis Seide.
3. Die Lerche schwingt sich in die Luft,
das Täublein fliegt aus seiner Kluft
und macht sich in die Wälder;
die hochbegabte Nachtigall
ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder,
Berg, Hügel, Tal und Felder.
Predigt zu Psalm 8, 1-10: Weltall und Mensch als Zeugen von Gottes Herrlichkeit
Liebe HörerInnen und liebe LeserInnen der Predigtgedanken
Im heutigen Psalmwort ruft der Verfasser ein riesiges LOB und einen DANK aus an seinen Gott, den Baumeister der irdischen Welt. Ein Staunen über die Dimension des Geschaffenen: Wie herrlich ist dein Name in allen Landen.
Über dem Psalm steht: le David (= von David = gemeint ist der damalige König David von Israel).
Ob er diesen Psalm selber geschrieben hat oder ob er unter seinem Namen in das Psalterbuch aufgenommen worden ist, können wir heute nicht mit Bestimmtheit sagen. Wie schön wäre es, könnten wir ihn direkt fragen und dann gleich nach dem Beweggrund forschen, weshalb er diesen Psalm so eindrücklich niedergeschrieben hat.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Verfasser einfach gestaunt hat über die Grösse und die Erhabenheit von Gottes Werk. Er war überwältigt von der Schönheit des Landes im ersten Sonnenlicht …Die güldne Sonne voll Freud und Wonne mit ihrem herzerquickenden, lieblichen Licht…, und er war mit Sicherheit auch überwältigt von der unendlichen Schar der Sterne, die am Nachthimmel leuchten und von der riesigen Dimension des weiten Himmels zeugen. Diesem grossen Gott will er singen, diesem erhabenen Herrn will er sein Lob anstimmen und voller Ehrfurcht ruft er:
Was ist doch der Mensch, dass Du seiner gedenkst? Und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
Liebe HörerInnen und liebe LeserInnen
König David lebte in der Zeit um 1000 Jahre vor Christus. Das Weltbild war damals noch ein antikes Konstrukt, wo das Land als eine Scheibe oder eine grosse Insel vorgestellt wurde, umgeben vom grossen und unendlichen Wasser und über der Erde einer Glasglocke gleich, das Firmament, wo Sonne und Mond und die Sterne ihren Platz, bzw. ihre Bahn haben und schon damals übrigens genau beobachtet wurden. Interessant, was die alten Völker für astronomische und auch astrologische Entdeckungen machten und welche Schlüsse sie zogen. Bekannt sind die Entdeckungen der alten Völker der Babylonier, der Sumerer, der Perser, der Ägypter, der Griechen, der Römer, und auch auf meinen Reisen in Südamerika staunte ich, wie die damaligen Menschen der Naturvölker Inka, Maya u.a. bereits Berechnungen über Zyklen festhielten, die sie aus den genauen Beobachtungen machen konnten und Mond- und Sonnenfinsternisse belegen konnten.
Vor vielen Jahren habe ich ein wunderbares Buch geschenkt bekommen: Psalmenmeditationen. Da sind persönliche Antworten eines Briefschreibers zu finden aus unserer heutigen Zeit und an den damaligen Psalmenschreiber adressiert. Der Psalm acht hat mich schon immer fasziniert, und auch dem Briefschreiber aus diesem Meditationsbuch ist es wohl ebenso ergangen. Er hat zu seiner Feder gegriffen, sie ins Tintenfässchen getaucht und hat begonnen zu schreiben:
Mein lieber Menschenbruder in Psalm acht,
ich staune wie du über diesen Gott. Und mein Staunen ist nicht geringer geworden durch das Fünfmeterteleskop auf dem Mount Palomar, durch Radioteleskope, Ballone, Raketen und Satelliten, mit denen Menschen den Weltraum erforschen. Mein Staunen ist nicht geringer geworden durch das Hörensagen von Urknall, Strahlungen, Materie, Wasserstoff, Helium, Galaxien, thermonuklearen Verbrennungsprozessen, Lichtgeschwindigkeit von 299’792 Kilometern in der Sekunde, Quasaren, Neutronensternen und schwarzen Löchern im Weltraum.
Manchmal, gewiss, frage ich erschrocken, fast atemlos, wer bin ich eigentlich? Nur ein Staubpartikelchen am äussersten Rande der Kruste des Globus Erde, ein Atom, Tausendstel einer Sekunde, Zucken des Augenlids, winziger Tropfen im Meer, ein Eintagsmensch?
Die Kirche St. Blasius hoch über dem Dorf Ziefen gelegen unter dem Wolkengemälde
(Foto vom 16. Juni 2020 hb)
Aber dann, mein Menschenbruder in Psalm acht
freue ich mich, wie du, über Gott. Auch ich habe die Stimme gehört, die mich beim Namen rief. Nun ist mein Erstaunen über die Tiefe und die Weite der Weltraums übertroffen von der FREUDE an Gott. Das Universum ist wie ein Spielzeug in seiner Hand. Seinem Ruf muss jeder Stern gehorchen und Unendliches endet vor ihm. Vor ihm sind die Völker wie ein Tropfen, der am Eimer bleibt.
Und er denkt an mich und meine Menschengeschwister. Kinder nennt er uns, seine Kinder dürfen wir sein. Das fröhliche Lachen unserer Kinder ist vor ihm mächtiger als das Geschrei seiner Feinde.
Er beschenkt seine Menschen mit Würde, ernennt sie zu TeilhaberInnen und MitarbeiterInnen an seinen Werken. Nicht geduckte Knechte und Mägde sollen wir sein, sondern freie Kinder des grossen Gottes, Menschen mit aufrechtem Gang und klaren Köpfen, die ihn im Universum loben. Freuen dürfen wir uns über den einzigartigen Menschen JESUS, in dem Gott zu uns kam, dass wir wieder seine Kinder würden, mehr und schöner, als je zuvor.
HERR, UNSER HERRSCHER, WIE HERRLICH IST DEIN NAME IN ALLEN LANDEN
(Zu Psalm 8)
Liebe HörerInnen und LeserInnen
und nun stehen wir am Anfang der diesjährigen Sommerferienzeit. Wir sind alle durch eine besondere Zeit gegangen, die geprägt war durch Angst und Unsicherheit auf der einen Seite und Zuversicht auf der anderen Seite. Unter diesem Spannungsbogen galt es viele Regeln einzuhalten bis zum heutigen Tag – deshalb sitzen wir heute auch (noch) nicht in der Kirche, sondern sind dankbar für die Möglichkeit und Unterstützung der modernen Technik, dass wir einzeln und doch gemeinsam so Gottesdienst feiern können.
Auch die Ferien sehen dieses Jahr wohl anders aus. Vielleicht auf Balkonien und UHU-Ferien, im Garten gibt es immer etwas zu tun, und in unserem wunderbaren Schweizerland gibt es so viel Schönes und Neues zu entdecken. Wir blicken heute hoffentlich mit grosser Dankbarkeit auf Gutes zurück, das wir erleben durften. Ich freue mich, dass wir mit enormem Goodwill mit- und füreinander durch die Stromschnellen getrieben, auch eine wunderbare Bewahrung und Gemeinschaft erleben durften, und in diesem guten Sinne Kirche als Gemeinschaft erleben konnten.
Auch wir dürfen mit dem Psalmisten in den kommenden Tagen und Wochen staunend Neues entdecken und sollen dabei seine Worte gut im Gedächtnis behalten:
Wenn ich schaue deine Himmel, das Werk deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du hingesetzt hast (so frage ich mich): Was ist doch der Mensch, dass Du seiner gedenkst und des Menschen Kind, dass Du dich seiner annimmst? HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!!! Amen.
Traditional (CH): Näbufee
Fürbittegebet und Unser Vater
Barmherziger Gott
Wir glauben, dass JESUS CHRISTUS das LICHT DER GANZEN WELT ist. Ihm vertrauen wir. Er soll unser Leben ganz bestimmen. Er tilgt unsere Schuld. Was vergangen ist, soll die Zukunft nicht verdunkeln. Er schliesst Frieden und macht uns bereit, Frieden in die Welt zu bringen. Seine Liebe macht uns fähig, dass wir auch den anderen lieben, nicht mehr fürchten, nicht mehr hassen. Christus hat sich für alle eingesetzt. Keine Grenze kann uns hindern, dass wir Brücken bauen und damit kann Einheit und Frieden und Freude wachsen in der Kirche. Er gibt uns seinen Geist und wir wagen so, neue Wege zu beschreiten.
Wir bitten dich, HERR, in dieser besonderen Zeit, um ein gutes Gedächtnis, damit wir all das Gute nicht vergessen, das wir empfangen haben. Dort wo wir Hilfe erlebt haben und auch dort, wo wir selber helfen konnten. Lass uns das Staunen nicht verlieren über Himmel und Erde, wie der Schreiber in Psalm 8, und lass uns damit die Freude teilen vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang: Gott, dem Schöpfer, sei Lob und Dank und Ehre!!!
Unser Vater im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Lied 346, 1-4 Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott
1. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns auf unsern Wegen.
Sei Quelle und Brot in Wüstennot,
sei um uns mit deinem Segen.
2. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns in allem Leiden.
Voll Wärme und Licht im Angesicht,
sei nahe in schweren Zeiten.
3. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Wille und Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.
4. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns durch deinen Segen.
Dein Heiliger Geist, der Leben verheisst,
sei um uns auf unsern Wegen.
Aaronitischer Segen
HERR, segne uns und behüte uns!
HERR, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig!
HERR, erhebe dein Angesicht auf uns und schenke uns deinen Frieden.
Amen.
Traditional (N): Gotlandskadrilj